Vor einigen Wochen habe ich eine Anwendung von AI-Software vorgestellt, die eine Tätigkeit eines Rechtsanwaltes übernehmen oder unterstützen kann, und dabei die Frage gestellt, ob Anwälte bald überflüssig werden? Heute möchte ich eine Anwendung für Ärzte betrachten und die analoge Frage stellen.
Anlass ist die Tatsache, dass die “U.S. Food and Drug Administration” (FDA) zum ersten mal eine AI Software zur Diagnose zugelassen hat, die keinen Spezialisten mehr benötigt die Ergebnisse zu interpretieren. Sie soll also ganz ohne die Mitwirkung eines Menschen auskommen. Der Einsatz von Software zur Diagnose, insbesondere von Bildverarbeitungs-Methoden, ist in der Medizin nichts Neues, dass jedoch die Entscheidung ganz der Software überlassen wird, überschreitet eine bisherige Grenze.
Die nun zugelassene Software verarbeitet Bilder des Auges, die mit einer speziellen Retina Camera aufgenommen wurden, um eine mit Diabetes zusammenhängende Augenerkrankung zu diagnostizieren. Als Vorteile solcher computergestützter Verfahren wird vorgebracht, dass es hilft Kosten zu sparen und Patienten hilft schneller zu einer Diagnose zu gelangen. Wer hat nicht schon mal mehrere Monate auf einen Facharzt-Termin warten müssen? Es wird aber auch behauptet, dass die Software eine höhere Genauigkeit als Ärzte erreicht.
Sieht man die klinische Studie genauer an, so sieht man, dass 900 Bilder analysiert wurden. Eine vorkommende Erkrankung wurde in 87% der Fälle richtig erkannt. Eine negative Diagnose wurde in 90% der Fälle korrekt gestellt. Sind diese Genauigkeitsraten ausreichend für eine automatische Diagnose?
Es stellt sich aber auch die Frage wer bei Fehldiagnosen die Verantwortung übernimmt, wenn kein Mensch mehr direkt an der Diagnose beteiligt war. Die Personen, die die Anwendung der Software verordnet haben, oder der Hersteller der Software?
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